Präambel
Die Alternative für Deutschland misst dem Bereich der Bildung und Kultur höchste Priorität zu. Obwohl alle Deutschen wissen müssten, dass Bildung der einzige Rohstoff ist, über den Deutschland verfügt, um seine Zukunft zu sichern, wird in diesem Sektor gespart. Wenn es dagegen darum geht, Schulexperimente mit sozialistischer Ausprägung zu finanzieren, wird genügend Geld bereitgestellt. Ansonsten ist – insbesondere für Personal und für den baulichen Zustand der Schulen – der Rotstift der Stift, der am häufigsten benutzt wird.
Wenn Deutschland, das vormals die meisten Nobelpreisträger hervorbrachte, dessen dreigliedriges Schulsystem (mit einem leistungsfähigen Gymnasium) und Organisation der beruflichen Bildung weltweit anerkannt war und Vorbildcharakter besaß, wieder in die erste Reihe der Industrienationen zurückkehren will, muss eine wegweisende und tiefgebende Reform durchgeführt werden. In den folgenden Abschnitten werden Vorschläge der AfD Schleswig-Holstein dazu in programmatischer Form vorgelegt.
Die bewährte Vorschule wieder einführen
Die AfD fordert die Wiedereinführung der bewährten Vorschulklassen möglichst an Grundschulen. Immer mehr Kinder sind zum Zeitpunkt der Einschulung nicht oder nur bedingt schulreif. Exemplarisch belegen Schuleingangsuntersuchungen, dass bei jedem fünften Kind die Kompetenzen in der deutschen Sprache nicht ausreichend für einen Schulbesuch sind und Verhaltensauffälligkeiten im sozial- und emotionalen Bereich stark zugenommen haben. Kinder mit besonderen Förderbedarfen in den Bereichen Sprache, Lernen, emotionale und soziale Entwicklung müssen bereits vor Schuleintritt durch individuelle Förderpläne gestärkt werden, sodass sie erfolgreich am Unterricht in der ersten Klasse teilnehmen können und nicht frühzeitig an den schulischen Anforderungen scheitern und das Lerntempo und das Lernniveau der Klasse nicht beeinträchtigt wird. Um mehr Chancengleichheit zu gewährleisten, müssen insbesondere Kinder mit gravierenden Entwicklungsdefiziten auf den Schuleintritt vorbereitet werden. Eine individuelle Förderung in der Vorschule ist dafür die Voraussetzung.
Kleine Schulen, Schulstandorte und Schulklassen schaffen und schützen
Die AfD setzt sich für den dauerhaften Erhalt von kleineren Schulstandorten und die Errichtung kleiner Schulen und Klassen ein. Auf Grund zurückgehender Schülerzahlen sind nicht Schulen zu schließen, sondern die Klassen deutlich zu verkleinern. Sowohl in die Aufstockung des Lehrpersonals als auch in die Modernisierung und lernfreundliche Umgestaltung sowie den Neubau schulischer Einrichtungen ist entschieden mehr Geld zu investieren. Dies käme allen Schülern und Lehrern aller Schulformen und Schulstufen zugute: Die Schüler lernten viel intensiver und die Lehrer hätten weitaus mehr Möglichkeiten individueller Förderung und dementsprechend mehr beruflichen Erfolg, der auch zu weiterer Arbeit anspornte.
Das Leistungsprinzip stärken – Mehrgliedrigkeit gewährleisten
Ein leistungsorientiertes Bildungswesen ist die Grundlage unseres Wohlstands und wesentlicher Bestandteil unserer Kultur.
Die AfD setzt sich für den Erhalt der Gymnasien ein. Dem Übungs- und Leistungsprinzip der Gesellschaft ist im Schulbereich zu entsprechen. Neben Berichtszeugnissen oder Entwicklungsberichten sollen Schulen zu Notenzeugnissen ab der 3. Klasse verpflichtet werden. Zum Halbjahr des 4. Schuljahres geben die Grundschullehrkräfte eine Schulübergangsempfehlung. Bei Abweichung von der Empfehlung ist eine Probebeschulung vorgesehen.
In der Gemeinschaftsschule kann den unterschiedlichen Leistungsmöglichkeiten der Schüler – neben den bestehenden Möglichkeiten des binnendifferenzierenden Unterrichts und dem Unterricht in nach Leistungsfähigkeit differenzierten Lerngruppen – auch durch die Bildung abschlussbezogener Klassen entsprochen werden. Die Differenzierung nach kognitiven Möglichkeiten in Gruppen und Klassen erhöht die Effizienz des schulischen Kompetenzerwerbs und stärkt durch Lernerfolge das Selbstvertrauen gerade der leistungsschwächeren Schüler.
Freiwillige, statt verpflichtende Ganztagsschulen
Die AfD setzt sich für die sog. „Offene Ganztagsschule“ ein und lehnt die finanzielle Besserstellung von geschlossenen (verpflichtenden) gegenüber offenen (freiwilligen) Ganztagsschulen ab. Kinder sind keine kleinen Erwachsenen und benötigen für eine ausgewogene Persönlichkeitsentwicklung Freiräume außerhalb von Schule, etwa in Sportvereinen oder Jugendgruppen. Demgemäß bilden Ganztagsschulen lediglich eine Ergänzung zum in Deutschland traditionellen Halbtagsunterricht, dem sich Vertiefungs- und Übungsaufgaben in Form von Hausaufgaben anschließen, die selbständig zu lösen sind.
Hochbegabte erkennen und fördern
Die AfD setzt sich dafür ein, dass in der Lehrerausbildung ein Pflichtmodul „Besondere Begabung und Hochbegabung“ eingeführt wird. Neben der Diagnostik, bei der auch auf die unterschiedlichen Verhaltensmuster von Jungen und Mädchen eingegangen wird, soll ein Schwerpunkt auf begabungsförderndem Unterricht liegen. Bei nachgewiesener Begabung sollen die Gymnasien eine 4-wöchige Begutachtungspflicht haben.
Die AfD setzt sich für eine Landesschule für hochbegabte Schüler ein. Das Land Schleswig-Holstein soll diesen Schülern die Möglichkeit bieten, im eigenen Land ihren Fähigkeiten entsprechend ausgebildet zu werden. Die Schule soll im Internatsbetrieb geführt werden. Den Eltern entstehen keine Kosten. Vorbild können die Landesschulen anderer Bundesländer sein.
Förderschulen erhalten – Wahlfreiheit sicherstellen
Das Wohl des Kindes ist das alleinige Richtmaß jeglichen pädagogischen Handelns. Inklusion kann jedoch nicht bedeuten, alle Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf auf Regelklassen zu verteilen. Denn die Bedürfnisse zahlreicher integrierter Kinder werden missachtet, wenn die Folgen von körperlichen, geistigen oder psychischen Beeinträchtigungen zum Teil verharmlost oder nicht in ihrer Schwere erkannt werden. Bei Eltern behinderter Kinder wird zudem die Hoffnung auf eine „Normalität“ geweckt. Doch diese Hoffnung wird schon in der Schule, spätestens aber beim Übergang in das Berufsleben oft enttäuscht. Zu unterschiedliche Bedürfnisse von Schülern führen unweigerlich zur Überforderung der Lehrer.
Aus diesem Grunde befürwortet die AfD die Einrichtung von Förderschulklassen in den Gebäuden von Regelschulen. Diese bieten Kindern mit sonderpädagogischem Förderbedarf die Schutzräume, die sie benötigen, wobei gleichzeitig ein gemeinsamer Unterricht über die Klassengrenzen hinaus, wann immer sinnvoll, erteilt werden kann.
Bildungsabschlüsse vergleichbar und gleichwertig gestalten
Es ist zwingend erforderlich, dass die Vergleichbarkeit und die Gleichwertigkeit von Bildungsabschlüssen bundesweit sichergestellt werden. Hierfür sollen deutschlandweit einheitliche Bildungsstandards und Abschlussprüfungen eingeführt werden, die sich an den Bundesländern mit dem höchsten Bildungsniveau orientieren. Dies ermöglicht und erzwingt einen Wettbewerb der verschieden Bildungssysteme.
Schule, Hochschule und Forschung vor Ideologie schützen
Die AfD bekennt sich gemäß Artikel 5 des Grundgesetzes zur Freiheit der Wissenschaft und setzt sich für den Schutz des Bildungssystems vor ökonomischen und ideologischen Forderungen ein. Als Fundament der Bildung gelten der christlich-humanistische Wertekanon, die griechisch-römische Klassik sowie das Bildungsideal der preußischen Reformer und Wilhelm von Humboldt. Das Ziel ist die Herausbildung mündiger, kritischer und berufstauglicher junger Menschen, selbstständig denkend und verantwortungsbewusst handelnd. Der Bildungsbegriff umfasst neben Wissen schöpferische, musische, körperliche, ästhetische Tätigkeit und die Förderung des Verstandes.
Die AfD lehnt das Tragen eines Kopftuchs als religiös-politisches Zeichen im Öffentlichen Dienst generell ab. In der Schule darf es weder von Lehrerinnen noch von Schülerinnen getragen werden. Wir werden uns einsetzen, hierfür die gesetzlichen Grundlagen zu schaffen.
Das Bachelor-Mastersystem hat versagt
Die AfD fordert die Rückkehr zu den bewährten Studienabschlüssen Diplom, Magister und Staatsexamen und den entsprechenden Regularien. Planwirtschaftliche Zielvorgaben zu Studentenzahlen, Studienerfolg und Frauenanteil lehnen wir ab. Für Studienabschlüsse darf es keine Quoten geben!
Die Bologna-Reformen sind missglückt. Keine der in sie gehegten Erwartungen wurden erfüllt. Weder wurde eine Verkürzung der Studienzeit, noch eine bessere internationale Anschlussfähigkeit erreicht. Stattdessen nahm die Verschulung an Universitäten zu. Es gilt deshalb, bewährte Ausbildungsgänge und Abschlüsse wie Diplom und Staatsexamen wieder zu ermöglichen.
Gender-Forschung abschaffen
Die AfD wird sich dafür einsetzen, bestehende Gender-Lehrstühle nicht neu zu besetzen und laufende Projekte nicht zu verlängern. Die sogenannte Gender-Forschung erfüllt nicht die Ansprüche einer seriösen Wissenschaft. Der Wildwuchs an Studiengängen in den Geistes- und Sozialwissenschaften ist kritisch auf Wissenschaftlichkeit zu überprüfen.
Umfangreiche Praktika vor und während des Lehramtsstudiums einführen
Viele junge Lehrer entscheiden sich für den falschen Beruf und sind den psychischen Anforderungen des Lehrerberufs nicht gewachsen. Um sich die mit dem Lehrberuf verbundenen Anforderungen bewusst zu machen, fordert die AfD für Lehramtsstudenten im Rahmen des Grundstudiums ein sechsmonatiges Pflichtpraktikum an verschiedenen Schulen und Schulformen, in dem die eigenen Fähigkeiten in dem angestrebten Berufsfeld erprobt werden. Hierdurch kann die Eignung für die Lehrtätigkeit durch den Studenten selbst sowie durch Mentoren frühzeitig erkannt werden.
Ausbildung von Sonderschullehrkräften verstärken
Aufgrund des Mangels an Sonderschullehrern muss intensiver um entsprechende Kräfte geworben werden. Die Förderung von Weiterbildungsmaßnahmen in dem Bereich während des Studiums sowie im späteren regulären Dienst sollte auch für alle anderen Lehrkräfte deutlich ausgebaut werden.
Eigene schulische Lehrerfahrung von Professoren ermöglichen
Die AfD fordert, dass die in den Lehramtsstudiengängen unterrichtenden Professoren selbst mindestens fünf Jahre erfolgreich unterrichtet haben, um eine entsprechende Vermittlung aus der persönlichen Berufserfahrung heraus gewährleisten zu können. Es ist wichtig, dass die Lehrkräfte an Hochschulen auch persönlich Erfahrungen an Schulen und im Umgang mit Schülern gesammelt haben. Diese Voraussetzung würde zwangsläufig den Blick für die tatsächliche Umsetzbarkeit der gelehrten Inhalte schärfen.
Hochschulen und Forschung
Hochschulen sind Orte der Forschung und Lehre. Deutsche Hochschulen waren führend in der Welt und drohen durch die Anpassung an globale Standards, die unter unseren eigenen liegen, ihren Rang als Spitzeninstitutionen zu verlieren. Dem ist durch die Förderung des Leistungsprinzips, der Freiheit der Wissenschaft und dem universitären – nicht verschultem – Charakter der Lehre Rechnung zu tragen. Die AfD möchte auch Schleswig-Holstein zu einem Ort intensiver Wissenschaft und Forschung machen und an die Tradition von Nobelpreisträgern wie Max Planck, Philipp Lenard oder Theodor Mommsen anknüpfen, die in Schleswig-Holstein wirkten.
Der Bologna-Prozess ist gescheitert. Daher sind die bewährten Studienabschlüsse von Diplom und Magister wieder einzuführen. Eine Verschmelzung von Universitäten und Fachhochschulen zu Gesamthochschulen lehnen wir ab. Promotionen sind nur an Universitäten möglich. Unsere Hochschulen brauchen wieder Autonomie von der Politik, um Forschung und Lehre ihrem Auftrag entsprechend auszuführen. Daher lehnen wir auch die ideologischen Vorgaben der Politik ab, um etwa Themen wie „Gleichstellung“, „Klimaneutralität“ oder „Nachhaltigkeit“ im Wissenschaftsbetrieb durchzusetzen. Dagegen braucht das Land mehr Studenten in den „MINT“-Fächern und in den Ingenieurswissenschaften. Die AfD setzt sich für eine praxisnahe Forschung ein, die der Grundlagenforschung gleichwertig zur Seite stehen muss.
Wir plädieren dafür, den Hochschulen das Recht zu geben, Bewerber nach eigenen Kriterien auszuwählen. Wir setzen uns für den Ausbau und die Neuansiedlung von Großforschungseinrichtungen besonders naturwissenschaftlicher und technischer Fachrichtungen ein.
Meisterbrief und Duales System erhalten
Die AfD setzt sich für den Erhalt der dualen Handwerkerausbildung mit entsprechenden Qualifikationsprüfungen ein. Das duale Ausbildungssystem von Betrieb und Berufsschule wollen wir beibehalten. Es hat sich bewährt.
Der deutsche Meisterbrief ist für uns wie ein Gütesiegel und soll ein Qualitätsmerkmal bleiben. Auf Landesebene soll er entgegen den Bestrebungen der EU beibehalten werden. Er sollte in fachlich und organisatorisch anspruchsvollen Bereichen weiterhin die Voraussetzung zum Führen von Handwerksbetrieben sein.
Das deutsche duale Ausbildungssystem ist ein Erfolgsmodell, welches international hohes Ansehen genießt und gestärkt werden muss. Die Verbindung aus praxisorientierter Ausbildung in den Betrieben und theoretischer Bildung in den Berufsschulen hat sich über viele Jahrzehnte bewährt und genießt eine hohe Akzeptanz in Wirtschaft und Gesellschaft. Der Akademisierungswahn ist abzulehnen. Jugendliche sollen nicht verführt werden, sich zur akademischen Erwerbslosigkeit ausbilden zu lassen. Vielmehr sollte der Wert einer beruflichen Ausbildung zum Handwerker unterstrichen werden. Beide „Säulen“ müssen wieder gleichwertig behandelt und gefördert werden.
Die AfD setzt sich für den Erhalt des Beruflichen Bildungszentrum Trave-Campus in Lübeck im ursprünglich geplanten Umfang ein.
Politische Bildung und „Bildung für nachhaltige Entwicklung“
Der Landesbeauftragte für Politische Bildung verfolgt ein einseitig ausgerichtetes Programm, das in weiten Teilen gemeinsam mit linksgerichteten Organisationen angeboten wird. Damit setzt er die unselige Fokussierung auf eine einseitige Erinnerungskultur und sachfremde Ideologieprojekte wie Gender, Klima oder Massenmigration fort, die in den Schulen Fuß gefasst hat. Die AfD lehnt eine solche Programmatik ab und fordert eine echte Ausgewogenheit in der Politischen Bildung.
Hinter dem Konzept der „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ verbirgt sich ein umfassendes Umerziehungsprogramm, das von UN-Behörden gesteuert wird. Unter dem Deckmantel der Nachhaltigkeit werden auch soziale Umformungen propagiert, die einer globalen Agenda entspringen. Die AfD befürwortet jede Form echter Nachhaltigkeit, lehnt aber eine Überwölbung der Bildung mit gesellschaftspolitischer Indoktrination ab.